Das Vogelschießen

Geschichte des Vogelschießens

Das Vogelschießen mit der Büchse wird auf eine lange Tradition zurückgeführt. Dieses Brauchtum findet seine Anfänge in der Zeit des 13. Jahrhundert, also damit im Spätmittelalter. Trotz der über 700jährigen Tradition, ist es recht schwierig, Nachweise oder gut erhaltene Anschauungsobjekte zu finden. Der Grund dafür ist eigentlich recht einfach. Während historische Schützenscheiben vielfach in Museen zu finden sind – sie wurden als Erinnerung an die Königswürde häufig aufbewahrt und damit erhalten – wird der Schützenvogel, oder im üblichen Sprachgebrauch der „Adler“, in der Regel in viele Stücke zerschossen. Er muss demnach zu jedem Schützenfest neu gebaut werden. Das „Vogelschießen“ als sogenanntes Wettschießen, war im Spätmittelalter ein Vorrecht des Adels. Es gibt bildliche Darstellungen von Edelleuten, die auf einen auf einer Stange sitzenden Vogel schießen; datiert sind diese Zeichnungen auf das 14. Jahrhundert. Es ist sogar denkbar, dass in dieser Zeit auf lebende Vögel, wie Hähne, geschossen wurde. In England existiert eine solche Darstellung des Queen-Mary-Psalters im Britischen Museum in London.

Wann zum „Holzvogel“ übergegangen wurde, ist nicht genau bekannt. Man spricht vogels3in dieser Zeit von irgendeinem, von der Art nicht näher bezeichneten Vogel. Erst im 14. Jahrhundert ist aus den Gebieten des Niederrheins das Schiessen auf den Papagei überliefert. Diese Art wird für die nächsten Jahrzehnte der Begriff für den Schützenvogel überhaupt. Sogenannte „Papageiengesellschaften“ sind aus großen Städten, wie Hannover, Bern und Wismar überliefert. Der Adler als Schützenvogel kommt erst im 16. Jahrhundert auf. In Westfalen ist er allerdings ab 1700 nachweisbar. Frühe Darstellungen zeigen, das Form und Aussehen vom Brandenburg-preußischen Wappenvogel entlehnt wurden.Vielleicht herrschte hinter dem Adlerschiessen der Gedanke, dass der König der Lüfte nur von einer Person heruntergeschossen werden konnte, die auch zur Königswürde fähig war.

Ein klassisches Merkmal für diese Vermutung war die Ausstattung des Schützenvogels mit den Königsinsignien Krone, Reichsapfel und Zepter. Das Aussehen des Adlers hat sich in der Zeit gewandelt. Im 19. Jahrhundert erhält er Züge, die an die Darstellung des Reichsadlers im Kaiserreich erinnern. Die heutigen Schützenvögel unterscheiden sich hauptsächlich in der Bauweise. Sie werden entweder vollplastisch, also mit volumigem Vollholzkörper hergestellt, oder flach gearbeitet. Beide Varianten sind entweder auf eine Holzstange gesteckt oder an eine Wand oder Tragestange genagelt.

Die flach befestigten Vögel werden meistens im Schiesstand , die Volumenvögel auf einer Vogelstange geschossen. Die handwerkliche Herstellung übernahmen vielfach örtliche Schreiner oder Tischler; für das Bemalen waren entweder Malermeister oder der Hersteller selbst verantwortlich. Heute gibt es in Deutschland Betriebe, die solche Schützenvögel serienmäßig herstellen und per Katalog vertreiben. Der Adler im Schützenverein Kohvedel wird seit vielen Jahren bereits in der dritten Generation von den Männern der Familie Kock angefertigt. Nach Heinrich Kock übernahm sein Sohn Franz- Hermann dieses Amt; Enkel Martin Kock half seinem Vater bereits in jungen Jahren beim Bau der Vögel, bevor er die Aufgabe komplett übernahm.

Die Größe ist vielfach variabel, wobei aber Flügelspannweiten von über 1,20 Metern selten überschritten werden. Der Vogel ist immer mit ausgebreiteten Flügeln und ausgestreckten Füßen dargestellt. Auf dem Haupt trägt er die Königskrone, im linken vogels4und rechten Greif das Zepter und den Reichsapfel. Das Material zur Herstellung der Schützenadler ist breit gefächert. Während der Rumpf aus Kiefer, Birke oder Linde gefertigt ist, finden Fichte, Tanne, Pappel, Sperrholz- und Tischlerplatte für die übrigen Bauteile Verwendung. Der massive, in der Form grob ausgeschweifte Körper setzt sich aus Ober und Unterseite zusammen, zwischen beide Hälften werden die Flügel eingefügt und verleimt. Der aufrechte Kopf wird vor den schräg abgesetzten Korpus.

Am in grober Form erkennbaren Korpus wird die glatte Kontur in aufwendigen

Im Kasten befestigter Schützenvogel im Jahr 2011

Im Kasten befestigter Schützenvogel im Jahr 2011

Schleifarbeiten herausgearbeitet. In der Zwischenzeit können die Insignien gedrechselt werden. Hat der Adler seine endgültige Form erhalten, beginnt die kunstvolle Bemalung des Gefieders, sowie das Streichen der Insignien in Gold. Abschließend werden die Insignien auf dem Holzvogel montiert, sowie die Tragestange eingesetzt. Zum Fest wird er zu Beginn des Festzuges zusätzlich durch einen Kranz aus Eichenlaub geschmückt.

Bei Schützenfesten wird der Adler dem Zug auf einer Stange vorangetragen und anschließend auf einer Vogelstange aufgesteckt. Die heute übliche Art des Schießens ist das Schießen mit dem Gewehr, wobei hier eine genaue Reihenfolge, angefangen mit dem schwächsten Kaliber, eingehalten wird. Zum Einsatz gelangen Kleinkaliber, Schrot oder Kugelbüchse. Das Schießen mit der Armbrust ist nur noch vereinzelt anzutreffen.